Austrian Health Report 2025: Sorge um Lieferengpässe


Viktoria Gamsjäger

Bei der Pressekonferenz des Austrian Health Reports wurde ein Foto gemacht. Auf ihm sind die Vortragenden bzw. Beteiligten zu sehen. (v.l.n.r. Dr. Reinhard Raml, Dr. Ulrike Holzgrabe, Dr. Walter Feichtinger, Marco Pucci). Sie stehen vor einem Bildschirm.
Wie steht es um unser Gesundheitssystem? Der Austrian Health Report liefert antworten. (v.l.n.r. Dr. Reinhard Raml, Dr. Ulrike Holzgrabe, Dr. Walter Feichtinger, Marco Pucci)APA/Hörmandinger

Mehr als drei Viertel der Österreicherinnen und Österreicher rechnen damit, dass es in den kommenden Jahren Einschränkungen bei den Leistungen der Krankenkassen geben wird. „Der Ausblick ist getrübt“, sagte Reinhard Raml vom IFES-Institut bei der Präsentation des Austrian Health Report 2025. Auch das Vertrauen in das derzeitige Gesundheitssystem sei „stark angeknackst“. Sorgen machen weiterhin Medikamenten-Engpässe – über 60 Prozent der Befragten fühlen sich davon bedroht.

Mehr als drei Viertel glauben an den Fortschritt der medizinischen Wissenschaft und vertrauen auf die Wirksamkeit von Medikamenten und ihre Meinung zu Lieferengpässen. Zu diesen und vielen weiteren Gesundheits-Themen hat Sandoz die österreichische Bevölkerung befragen lassen. Durchgeführt wurde die repräsentative Studie unter 1004 Österreicher:innen im Sommer 2025 vom Institut für empirische Sozialforschung IFES.

Sorge um Medikamenten-Lieferengpässe

Konfrontiert mit Lieferengpässen für unterschiedliche Güter, fühlen sich 64 Prozent der Österreicher:innen durch einen Versorgungsengpass bei Medikamenten bedroht. Eine Unterbrechung der Versorgung mit Gas, Öl, Lebensmitteln und Wasser wird von deutlich weniger Befragten als bedrohlich wahrgenommen. 52 Prozent der Österreicher:innen erwarten in den nächsten Jahren Engpässe bei der Medikamentenversorgung. Sieben von zehn der Befragten befürworten eine gemeinsame europäische Strategie zur Sicherstellung der Medikamentenversorgung und sehen eine gemeinsame Vorratshaltung auf europäischer Ebene positiv.

Die Hälfte der Bevölkerung nimmt täglich Medikamente ein. Dabei beurteilt eine große Mehrheit von 86 Prozent der Österreicher:innen die Herstellung von Medikamenten in Österreich für eher schon bzw. sehr wichtig. Diese Zustimmung steigt mit zunehmendem Alter. Dabei darf Versorgungssicherheit ihren Preis haben: Selbst in Zeiten erhöhter Inflation unterstützen 48 Prozent eine Inflationsanpassung der Medikamentenpreise.

Wir leben in einer Zeit des geopolitischen Umbruchs“, sagte Walter Feichtinger, Präsident des Center for Strategic Analysis in Wien. Politische Kontrahenten könnten mit Energie- und Medikamentenversorgung Druck auf westliche Regierungen mit hoher Abhängigkeit von Lieferanten ausüben. Europa müsse auf sich schauen“ und eigenständiger, selbstständiger, unabhängiger“ werden.

Weg vom Billigstbieterprinzip“

Seit etwa fünf Jahren sei zu bemerken, dass Lieferengpässe stärker werden, erklärte Ulrike Holzgrabe, Professorin an der Universität Würzburg in Deutschland. 68 Prozent der Wirkstoffherstellung passieren in Indien und China, nur 24 Prozent in Europa, sagte die Expertin für strategische Resilienz in der Arzneimittelproduktion. Das Zurückholen der Produktion sei jedoch schwierig und mit dem Critical Medicines Act der EU mit Bevorratung und Frühwarnsystem noch zu wenig getan in diese Richtung.

Wir geben zu wenig aus für die Herstellung von Medikamenten“, sagte Holzgrabe. Das sieht Marco Pucci, Präsident von Sandoz in Österreich, auch so. Unsere Strategie ist immer, aus Europa für Europa zu produzieren“, versicherte er. Der internationale Pharmakonzern betreibe in Kundl in Tirol den letzten großen Produktionsstandort für Penicillin in Europa“. Er forderte Maßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene – etwa einen Paradigmenwechsel weg vom Billigstbieterprinzip hin zum Bestbieterprinzip“ sowie eine Preisanpassung für Medikamente an die Inflation.

„Trübe Zukunft“ für Gesundheitssystem

Mehr als drei Viertel der Österreicherinnen und Österreicher rechnen damit, dass es in den kommenden Jahren Einschränkungen bei den Leistungen der Krankenkassen geben wird. Der Ausblick ist getrübt“, sagte Reinhard Raml vom IFES-Institut am Mittwoch in Wien bei der Präsentation des Austrian Health Report 2025 im Auftrag des Pharmakonzerns Sandoz. Auch das Vertrauen in das derzeitige Gesundheitssystem sei stark angeknackst“.

Insgesamt 80 Prozent der im Juli rund 1.000 Befragten glauben auf jeden Fall“ oder eher schon“, dass die Politik auch bei der Gesundheit groß einsparen wird. Fast ebenso viele befürchten, dass man in Zukunft eine private Zusatzversicherung brauchen wird, um eine gute medizinische Versorgung zu bekommen. Raml sprach von einem Gefühl, bessere Qualität und schnellere Behandlungen kaufen zu müssen“. Mit dem aktuellen Gesundheitssystem ist nur die Hälfte zufrieden“, erläuterte der IFES-Geschäftsführer, die andere Hälfte gar nicht bis wenig.“

Man sieht eine ausgedruckte Seite des Berichtes. Eine Hand hält die Seiten und schreibt 61 Prozent zu den Zahlen der psychischen Gesundheit dazu. Es geht um die unter 30-Jährigen.
Bei den unter 30-Jährigen berichten nur 61 Prozent von einem (sehr) guten Gesundheitszustand.APA/Hörmandinger

Psychische Gesundheit schlechter bei Jüngeren

Abgefragt wurde im Austrian Health Report wie in den Vorjahren auch die Einschätzung der eigenen allgemeinen Gesundheit. Hier stufen sich wie 2024 rund 20 Prozent der Befragten sehr gut“ und fast 50 Prozent gut“ ein. Das ist jedoch weniger als vor Corona. Die Pandemie hat zu einer Eintrübung der subjektiven Gesundheit geführt“, betonte Raml.

Ihre psychische Gesundheit bewerten Jüngere zudem wesentlich eingeschränkter als ältere Generationen. Am besten schneiden hier die über 60-Jährigen ab: 80 Prozent bezeichnen ihren psychischen Gesundheitszustand als (sehr) gut. Bei den unter 30-Jährigen teilen nur 61 Prozent diese Einschätzung.

APAMED/SANDOZ OTS



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