Botox-Vergiftungen in Italien: Es geht um die Wurst


Redaktion

Mortadella ist teilweise aufgeschnitten auf einem Holzbrett.
Vorsicht bei Luftlöchern in Mortadella und aufgewölbten Konservendosen: Hier könnten Botulinus-Keime aktiv sein.antimage/AdobeStock_23928351

Offenbar durch den Verzehr von mit Clostridium botulinum verunreinigten Lebensmitteln kam ein Mann in Italien ums Leben, ein Kind liegt auf der Intensivstation und weitere Personen erlitten Vergiftungserscheinungen. Das Bakterium tritt vorrangig in schlecht verarbeiteten Konserven oder großvolumiger Wurst wie etwa Mortadella auf.

Im Küstenort Diamante in der süditalienischen Region Kalabrien ist ein 52-jähriger Mann nach dem Verzehr eines Sandwiches offenbar an Botulismus gestorben. Weitere neun Personen mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden, vier von ihnen befinden sich in kritischem Zustand auf der Intensivstation, wie italienische Medien berichteten. Botulismus ist eine potenziell lebensbedrohliche Vergiftung, die durch das Bakterium Clostridium botulinum verursacht wird.

Foodtruck als vermutliche Ursache

Alle Betroffenen hatten Sandwiches mit Wurst und Stängelkohl bei einem Foodtruck gekauft und konsumiert. Das Todesopfer, ein Mann aus Neapel, verspürte nach dem Essen Unwohlsein. Die Familie alarmierte sofort den Rettungsdienst, doch der Mann verstarb kurz vor der Einlieferung ins Krankenhaus.

Die Patienten zeigten klassische Symptome einer Botulismusvergiftung wie Sehstörungen und Erbrechen. Die Gesundheitsbehörde der Provinz Cosenza hat inzwischen Lebensmittelproben aus dem betroffenen Foodtruck entnommen. Aus Sicherheitsgründen wurde der Betrieb vorläufig geschlossen.

Acht Fälle auf Sardinien

Die Fälle aus Kalabrien kommen zu einer weiteren Vergiftungsserie auf Sardinien hinzu: Ende Juli wurden in Cagliari acht Personen mit ähnlichen Symptomen registriert. Unter ihnen war ein elfjähriges Kind, das in einem ernsten Zustand in die Poliklinik Gemelli in Rom verlegt wurde. Sein Zustand ist derzeit stabil, aber ohne nennenswerte Besserung. Der Bub liegt weiterhin auf der pädiatrischen Intensivstation und soll in den kommenden Tagen operiert werden, um eine stabilere Atmung zu ermöglichen und Komplikationen durch die künstliche Beatmung zu vermeiden.

Die übrigen sieben Betroffenen sind weiterhin in Krankenhäusern in Cagliari untergebracht. Sie hatten alle Sandwiches auf einem Volksfest gegessen. Die Staatsanwaltschaft von Cagliari hat in dem Fall Ermittlungen aufgenommen.

Eines der stärksten bekannten Gifte

Botulismus wird die durch das Bakterium Clostridium botulinum verursachte Vergiftung genannt. Die von diesem Bakterium gebildeten Nervengifte zählen zu den stärksten bekannten Giften, heißt es dazu auf der Homepage des österreichischen Gesundheitsministeriums. In erster Linie seien nicht adäquat zubereitete Konserven, aber auch Honig betroffen, diese sind meist hausgemacht bzw. selten industriell gefertigt. Wenn kontaminierte Nahrungsmittel nicht ausreichend gekocht werden, könne es zur Vergiftung kommen.

Typisch seien Krankheitszeichen etwa zwölf bis 36 Stunden, teilweise auch mehrere Tage, nach Verzehr von betroffenen Lebensmitteln. Es können Sehstörungen, Schluckstörungen sowie eine schnell fortschreitende schlaffe Lähmung auftreten. Betroffene “gehören umgehend in ärztliche Behandlung”, wird betont. Die Erkrankung ist in Österreich meldepflichtig und trete sehr selten auf: Seit dem Jahr 2000 seien bundesweit 20 Erkrankungsfälle gemeldet worden. Seit Einführung der künstlichen Beatmung sei österreichweit kein Todesfall bei labordiagnostisch bestätigtem Botulismus mehr dokumentiert worden.

APA



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