Eine Auswertung von 15 Studien kommt zu dem Ergebnis, dass Granatapfelpräparate keinen generellen nachweisbaren Einfluss auf die Insulinresistenz oder Insulinsensitivität zeigen. Positive Effekte wurden lediglich bei bestimmten Krankheitsbildern beobachtet: Vor allem bei Patient:innen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS), Typ-2-Diabetes oder nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD).
Granatapfelextrakte enthalten zahlreiche bioaktive Substanzen, darunter Polyphenole, Flavonoide und Antioxidantien. Aufgrund dieser Inhaltsstoffe werden Nahrungsergänzungsmitteln mit Granatapfelextrakt vielfältige gesundheitliche Effekte zugeschrieben. Eine aktuelle Untersuchung hatte das Ziel, den Einfluss solcher Präparate auf Insulinresistenz (IR) und Insulinsensitivität zu bewerten.
Metaanalyse: 15 Studien aus sieben Ländern
Hierzu wurde eine systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse randomisierter, kontrollierter Studien durchgeführt. Die Literaturrecherche umfasste die Datenbanken PubMed, Embase, Web of Science und Cochrane Library bis zum 30. Oktober 2023. Eingeschlossen wurden Studien mit einer Behandlungsdauer von mindestens vier Wochen. Primäre Endpunkte waren der Insulinresistenz-Marker HOMA-IR (Homeostasis Model Assessment) und der Nüchterninsulinspiegel (FI). Als sekundärer Endpunkt wurde der quantitative Insulinsensitivitäts-Check-Index (QUICKI) herangezogen.
Untersucht wurden sowohl gesunde Proband:innen als auch übergewichtige oder adipöse Personen sowie Patient:innen mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD), Typ-2-Diabetes (T2D), polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS), metabolischem Syndrom oder Hyperlipidämie. Die eingesetzten Präparate umfassten Granatapfelsaft, Granatapfelsamenöl-Kapseln, Kapseln mit Granatapfel- oder Granatapfelschalenextrakt sowie Brot mit Granatapfelschalenzusatz. In den Kontrollgruppen kamen in der Regel Placebos zum Einsatz. Nebenwirkungen wurden nicht berichtet.
Gesamtergebnis: Keine signifikanten Effekte
Insgesamt flossen 15 randomisierte, kontrollierte Studien mit 673 Teilnehmenden aus sieben Ländern in die Analyse ein. Im Gesamtergebnis zeigten die Granatapfelpräparate keinen signifikanten Effekt auf HOMA-IR (p = 0,851) oder auf den Nüchterninsulinspiegel (p = 0,862) im Vergleich zu den Kontrollgruppen. Auch beim QUICKI-Index ergaben sich keine signifikanten Vorteile bei Patient:innen mit T2D oder PCOS (p = 0,002).
Begrenzte Evidenz für Wirkung bei Subgruppen
Subgruppenanalysen zeigten, dass Granatapfelpräparate die HOMA-IR-Werte bei Frauen mit PCOS verbessern konnten (p < 0,001). Zudem wurden bei Personen mit Typ-2-Diabetes und NAFLD niedrigere Nüchterninsulinspiegel beobachtet. Bei anderen Stoffwechselstörungen wie metabolischem Syndrom oder Hyperlipidämie ergaben sich hingegen keine signifikanten Effekte.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Granatapfelextrakt die HOMA-IR- und Nüchterninsulinwerte insbesondere bei PCOS sowie die Nüchterninsulinspiegel bei T2D und NAFLD verbessern kann. Bei anderen metabolischen Erkrankungen unterschieden sich die Ergebnisse nicht von denen der Placebogruppe. Die bisherigen Daten sollten daher den Studienautoren zufolge vorsichtig interpretiert werden. Für eine eindeutige Beurteilung des Effekts von Granatapfelpräparaten auf die Insulinresistenz sind weitere, methodisch robuste randomisierte, kontrollierte Studien erforderlich; insbesondere bei Patient:innen mit NAFLD, PCOS und T2D.
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