Vitamin D ist vor allem im Winter als Nahrungsergänzungsmittel gefragt. In der Beratung sollte auf mögliche Wechselwirkungen mit Arzneimitteln geachtet werden. Beispiele sind die Kombination mit Hydrochlorothiazid und herzwirksamen Glykosiden.
Colecalciferol zählt zu den Secosteroiden und wird über Zwischenstufen zum Hormon Calcitriol, der physiologisch aktiven Form des Vitamin D. Zusammen mit Parathormon und Calcitonin ist es wesentlich an der Regulation des Calcium- und Phosphathaushalts beteiligt. In biologisch aktiver Form stimuliert Vitamin D3 die intestinale Calciumresorption, den Einbau von Calcium in das Osteoid und die Freisetzung von Calcium aus dem Knochengewebe.
Vitamin D und Hydrochlorithiazid
Hydrochlorothiazid (HCT) ist ein Thiazid-Diuretikum und kann bei Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Ödemen eingesetzt werden. Der Arzneistoff hemmt reversibel den Natrium-Chlorid-Cotransporter im distalen Tubulus. Das Natrium wird samt Lösungswasser ausgeschieden. Infolge des Natrium-Kalium-Austausches nimmt auch die Kaliumausscheidung zu.
Zudem nimmt im Rahmen einer Langzeitbehandlung mit dem Diuretikum die Ausscheidung von Calcium über die Nieren ab – die Folge kann eine Hyperkalzämie sein. Symptome können Müdigkeit, Depression, Arrhythmien, Knochenschmerzen oder Muskelschwäche sein. In diesem Fall spricht man von einer medikamentös induzierten Hyperkalzämie, die sowohl durch HCT als auch Vitamin D verursacht werden kann. Therapiert wird beispielsweise mit Furosemid, einer erhöhten Trinkmenge oder Glucocorticoiden, die die Calciumresorption hemmen sollen.
Die gleichzeitige Einnahme von Vitamin D und HCT kann unter Umständen zu einem erhöhten Calciumspiegel in Plasma und Urin führen. Grund für die Hyperkalzämie ist eine verminderte renale Calciumausscheidung.
Wechselwirkung mit herzwirksamen Glykosiden
Digitoxin ist ein langwirksames Glykosid mit geringer therapeutischer Breite. Die Wirkung basiert auf einer spezifischen Hemmung der Adenosintriphosphatase und somit des aktiven Transports von Natrium- und Kaliumionen. Die extra- und intrazellulären Natriumkonzentrationen nähern sich einander an, wodurch der Natrium-Calcium-Austauscher keinen antreibenden Konzentrationsgradienten mehr besitzt. Mehr Calcium verbleibt in der Zelle, welches für die Herzmuskelkontraktion benötigt wird. Wird der Austausch von Natrium und Kalium gehemmt, nimmt außerdem die Impulsüberleitungsrate in Vorhof und AV-Knoten ab (negativ dromotrop). Durch die synergistische Wirkung von Calcium und Digitoxin kann eine Hypercalcämie zu schweren Erregungsleitungsstörungen führen. Ist die extrazelluläre Kaliumkonzentration niedrig, wird der Effekt der Herzglykoside ebenfalls verstärkt – wohingegen eine geringe Calciumkonzentration außerhalb der Zelle die Wirksamkeit herabsetzt und einen umgekehrten Effekt zur Folge hat.
Herzglykoside wie Digitoxin besitzen positiv inotrope und bathmotrope Eigenschaften. Sie wirken sich also positiv auf die Herzmuskelkontraktilität- und Geschwindigkeit sowie die Reizschwelle aus. Zudem besitzen die Wirkstoffe negativ chronotrope und dromotrope Eigenschaften – Herzfrequenz und Erregungsleitung werden gesenkt beziehungsweise verzögert.
Ein infolge der Vitamin D-Substitution erhöhter Calciumspiegel kann die Toxizität von herzwirksamen Glykosiden wie Digitoxin erhöhen. Somit besteht ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen.
Daher gilt: Vor der Einnahme von Vitamin D sollte Arztrücksprache gehalten werden. Ist eine Substitution unerlässlich, sollten regelmäßig die Calciumspiegel in Urin und Plasma überwacht werden: Empfehlenswert ist auch ein EKG in regelmäßigen Abständen. Empfohlen ist zudem eine Bestimmung des Vitamin D3-Wertes, um herauszufinden ob eine Supplementierung notwendig ist.
