Eine neue Studie zeigt, dass Tätowierfarben in regionale Lymphknoten wandern und dort Makrophagen abtöten und chronische Entzündungen auslösen, was die Immunabwehr gegen Infekte schwächen könnte. Bei tätowierten Mäusen führte die Tinte zu einer schwächeren Antikörperreaktion nach mRNA-COVID-19-Impfung. Besonders Rot- und Schwarzfarben erweisen sich als problematisch.
Bei ihren Untersuchungen zeigte sich, dass die Tinte nach dem Tätowieren rasch über Lymphbahnen der Mäuse transportiert wird und sich innerhalb weniger Stunden in großen Mengen in Lymphknoten ansammelt. Dort wird sie von Bestandteilen des Immunsystems, den sogenannten Makrophagen, aufgenommen.
Entzündungsreaktion durch Tinte
Diese Aufnahme löst eine Entzündungsreaktion in zwei Phasen aus, wie die Università della Svizzera italiana (USI) in einer Mitteilung zur Studie erklärte: eine akute Phase, die etwa zwei Tage nach dem Tätowieren anhält, gefolgt von einer chronischen Phase, die über Jahre bestehen kann.
Abbauen können die Makrophagen die Tinte laut Studie nicht. Die Tinte bleibt in den Lymphknoten eingeschlossen, was zu einem kontinuierlichen Kreislauf aus Aufnahme und Zelltod führt und allmählich die Abwehrfähigkeit des Immunsystems beeinträchtigt.
Rote Farbe besonders problematisch
Die Studie untersuchte die drei am häufigsten genutzten kommerziellen Tätowierfarben: Schwarz (50 Prozent), Rot (14 Prozent) und Grün (9,1 Prozent). Die beobachteten Unterschiede in den Toxizitätseffekten der getesteten Farben stimmen mit früheren Untersuchungen überein, die Rottöne als besonders problematisch identifizieren, da sie häufig mit einer kutane entzündlichen Reaktion assoziiert werden. Rot- und Schwarzpigmente zeichnen sich durch eine Aggregation der Partikel im Laufe der Zeit aus, was zu größeren Pigmentfremdkörpern führt. Diese Pigmentaggregation kann entscheidend für die Entstehung lokaler und systemischer Tätowierungskomplikationen sein und den zellulären Uptake sowie den Transport über das lymphatische System beeinflussen
Auch COVID-Impfung beeinflusst
Damit verändert Tattoo-Tinte auch, wie der Körper auf Impfungen reagiert, wie die Forschenden weiter zeigten. In den Experimenten zeigte sich bei tätowierten Mäusen, die mit einem mRNA-basierten COVID-19-Impfstoff geimpft wurden, eine verringerte Antikörperreaktion. Das deutet den Forschenden zufolge darauf hin, dass die Tätowierung die Fähigkeit des Immunsystems, auf den Impfstoff zu reagieren, negativ beeinflusst.
Dieser Effekt sei wahrscheinlich auf die reduzierte Funktion der Immunzellen zurückzuführen, die über längere Zeit mit der Tattoo-Tinte in Kontakt bleiben, erklärte die USI in der Mitteilung. Ebenso zeigten menschliche Immunzellen, die zuvor der Tinte ausgesetzt waren, eine schwächere Immunreaktion nach der Impfung.
Die Forscher betonen in der Studie, dass die Ergebnisse nicht nur für Mäuse, sondern auch für Menschen relevant sein könnten. Sie warnen davor, dass die Auswirkungen von Tattoos auf das Immunsystem noch nicht vollständig verstanden sind und dass weitere Forschung notwendig ist, um langfristige Effekte und mögliche Risiken zu klären.
APAMED
