Verminderte Wirkung: Vorsicht bei Metformin und Levothyroxin


Nadine Tröbitscher

Kapseln und Tabletten hinter gelben Warnschild
Levothyroxin kann die blutzuckersenkende Wirkung von Metformin mindern. Gleiches gilt für Antidiabetika wie Glimepirid, Glibenclamid oder Insulin. Foto: A2Z AI/stock.adobe.com

Levothyroxin kann die blutzuckersenke Wirkung von Metformin beeinflussen. Auch wenn keine strikte Kontraindikation besteht, sollten die Blutzuckerspiegel überwacht werden.

Levothyroxin kommt bei Schilddrüsenfunktionsstörungen zum Einsatz und soll die fehlenden körpereigenen Hormone ersetzen und entspricht Thyroxin (T4). Der Wirkstoff dient der Schilddrüsenhormonsubstitution bei einer Hypothyreose. Das synthetische Levothyroxin ist der körpereigenen Substanz in seiner Wirkung ähnlich.

Eine gesunde Schilddrüse gibt pro Tag etwa 100 μg T4 und 10 μg T3 ab. Wobei T3 außerdem durch enzymatische Umwandlung aus T4 entsteht. Die Basis für die Schilddrüsenhormone ist die Aminosäure Tyrosin, an die drei beziehungsweise vier Iod-Atome gebunden werden. Ein Jodmangel kann die Bildung der Hormone und somit die Funktion der Schilddrüse beeinflussen.

Der Arzneistoff wird synthetisch hergestellt und einmal täglich eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit Leitungswasser eingenommen. Mineralwasser enthält häufig eine große Menge Calciumionen und ist daher für die Einnahme nicht geeignet. Zu Eisen- und Calciumpräparaten ist ein Zeitabstand einzuhalten. Levothyroxin kann mit den polyvalenten Kationen Calcium, Eisen und Aluminium interagieren.

Das Biguanid Metformin wird zur Behandlung von Typ-2-Diabetes vor allem bei übergewichtigen Patient:innen angewendet, wenn Diät und Gewichtsreduktion trotz körperlicher Aktivität keine ausreichende Einstellung des Blutzuckerspiegels erreichen.

Metformin hemmt die Glukosebildung in der Leber und verzögert deren Aufnahme im Darm. Im Gegenzug wird die Aufnahme von Blutglukose in die Muskelzellen verstärkt. Die Insulinausschüttung ist vermindert, das Hungergefühl nimmt ab und die Patienten verlieren Gewicht. Außerdem verbessert Metformin die Insulinresistenz. Die Gefahr einer Hypoglykämie ist eigentlich gering; die Kombination mit Alkohol, der selbst den Blutzucker senkt, kann diese jedoch erhöhen.

Metformin und Levothyroxin: Das Problem

Levothyroxin kann die blutzuckersenkende Wirkung von Metformin mindern. Gleiches gilt für Antidiabetika wie Glimepirid, Glibenclamid oder Insulin. Auf der anderen Seite steht Metformin im Verdacht, in Kombination mit dem Levothyroxin den TSH-Spiegel zu senken.

Die Lösung

Eine strikte Kontraindikation der Kombi besteht nicht. Diabetiker:innen, die mit Levothyroxin behandelt werden, sollen vor allem zu Beginn der Behandlung oder beim Absetzen den Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren. Ein Tagebuch, in dem die Werte eingetragen werden, kann helfen, einen Überblick zu behalten und gegebenenfalls auf Anweisung des Arztes die Metformindosis anzupassen. Dies kann erforderlich sein, wenn die Schilddrüsewerte gut eingestellt, aber die blutzuckersenkende Wirkung herabgesetzt ist.

Organ-Check Schilddrüse

Die Schilddrüse befindet sich unterhalb des Kehlkopfes. Von dort aus steuert sie zahlreiche Funktionen wie den gesamten Stoffwechsel. Ihre Hormone beeinflussen unser seelisches Wohlbefinden, Fruchtbarkeit und Sexualität sowie Haut, Haare und Nägel.

In der Schilddrüse werden die Hormone Triiodthyroxin (T3) und Thyroxin (T4) produziert. Die Ausschüttung der Hormone wird über das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) aus der Hirnanhangsdrüse über einen Rückkopplungsmechanismus gesteuert. Werden zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet, steigt der TSH-Spiegel und somit die Produktion. Die gesunde Schilddrüse gibt pro Tag etwa 100 μg T4 und 10 μg T3 ab. Wobei T3 außerdem durch enzymatische Umwandlung aus T4 entsteht. Etwa 99 Prozent der Hormone werden an Eiweißen gebunden zu den Zielorganen transportiert. Nur ein Bruchteil zirkuliert als freies Hormon.

Die Aminosäure Tyrosin ist die Basis für die Hormone. An den Eiweißbaustein werden drei beziehungsweise vier Iod-Atome gebunden. Eine gesunde Schilddrüse bildet etwa zehnmal mehr T4 als T3. Ein Jodmangel kann die Bildung der Hormone und somit die Funktion der Schilddrüse beeinflussen.

Unterfunktion

Liegt eine Hypothyreose vor, werden zu wenig Schilddrüsenhormone produziert. Symptome sind ein verlangsamter Stoffwechsel, Gewichtszunahme, Frösteln, Abgeschlagenheit, Verstopfung, Haarausfall oder depressive Verstimmungen. Wurde die Diagnose gestellt, kann mit T4 behandelt werden. Im Handel sind Tabletten und Tropfen. Patient:innen schleichen zu Behandlungsbeginn das Medikament ein, bis sie die individuelle Dosierung gefunden

Überfunktion

Die Hyperthyreose ist von einer Überproduktion an T3 und T4 gekennzeichnet. Die Folgen können Gewichtsverlust, übermäßiges Schwitzen, Nervosität und Herzrasen sein. Behandelt wird mit Thyreostatika oder der Radiojodtherapie.

Thiamazol: Der Jodisationshemmer wird morgens nach dem Frühstück eingenommen. Der Arzneistoff hemmt die Bindung von Jod an das Enzym Thyreoperoxidase, somit bleibt die Bildung von T3 und T4 aus.

Morbus Basedow

Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, bei der Antikörper gegen die Schilddrüsenzellen gebildet werden. Diese docken an den TSH-Rezeptoren an und es werden vermehrt T3 und T4 produziert. Die Folge ist eine Überfunktion. Das körpereigene Immunsystem greift irrtümlicherweise die Schilddrüse an. Therapiert mit Thyreostatika.

Hashimoto

Hashimoto ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die mit einer Unterfunktion verbunden sein kann. Das schmetterlingsförmige Organ ist dauerhaft entzündet.

Struma

Ein Struma ist eine Vergrößerung der Schilddrüse, die tastbar, sichtbar oder per Ultraschall nachweisbar ist. Ein Struma kann mit und ohne Knötchenbildung auftreten. Ursache für ein Struma kann ein Jodmangel sein.

Heiße Knoten

Heiße Knoten produzieren unkontrolliert Schilddrüsenhormone und werden nicht von der Hypophyse gesteuert. In der Regel sind die Bereiche gutartig, dennoch leiden die Betroffenen beispielsweise unter Schlafstörungen.

Wozu Selen?

Die Schilddrüse ist das selenreichste Organ im menschlichen Körper. Warum? Die „Hormondrüse“ benötigt Selen für die Entgiftung des toxischen Wasserstoffsuperoxid, das bei der Produktion der Schilddrüsenhormone entsteht. Außerdem wird Selen zur Aktivierung von T4 in T3 benötigt. Positiv kann sich die Gabe von Selen beim Hashimoto-Syndrom auswirken. Jedoch sollten alle Schilddrüsenpatient:innen Arztrücksprache halten, bevor sie ein Supplement einnehmen.



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