Wie geht es Österreich? Der Austrian Health Report gibt Antworten


Viktoria Gamsjäger

Symbolbild: Eine Frau hat eine Maske auf und hält ein Stethoskop hoch. Dieses trägt die Rot-Weiß-Rote Flagge von Österreich.
Laut der Studie versprechen sich nur 18 Prozent der Befragten eine Verbesserung ihrer Gesundheit. Fast 70 Prozent erwarten, dass diese konstant bleibt.Alex/AdobeStock_330798651

Wie gesund fühlen sich die Niederösterreicher:innen? Wie steht es um die mentale Gesundheit der Kärntner:innen? In welchem Bundesland nehmen die Menschen am häufigsten Medikamente, wie viele Menschen lesen den Beipacktext? Das alles analysiert der Austrian Health Report jährlich umfassend. Durchgeführt wurde die repräsentative Studie unter 1.004 Österreicher:innen im Sommer 2025.

Das österreichische Gesundheitssystem steht sichtlich unter Druck, heißt es im Austrian Health Report. Lange Wartezeiten, Unsicherheiten in der Medikamentenversorgung und hohe psychische Belastungen durch multiple globale Krisen herrschen vor. All das spürt die österreichische Bevölkerung tagtäglich in der medizinischen Versorgung. Doch das Ausmaß variiert je nach Region: Die Befragung der Bevölkerung gibt auch dieses Jahr wieder Einblick in die unterschiedlichen Situationen in den Bundesländern und zeigt, wo der Schuh drückt.

Durchgeführt wurde die repräsentative Studie unter 1.004 Österreicher:innen im Sommer 2025 vom Institut für empirische Sozialforschung IFES im Auftrag von Sandoz.

Medikamentenversorgung weiterhin Thema

Nicht lieferbare Medikamente, lange Lieferzeiten – die Bilder des Medikamentenmangels der vergangenen Winter sind noch fest in den Köpfen der Bevölkerung verankert. Während zumindest 45 Prozent der Österreicher:innen die Versorgungssicherheit als (eher) gesichert sehen, sind es in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland nur 41, in Salzburg gar nur 40 Prozent.

Anders ist die Situation im westlichsten Bundesland Vorarlberg. Hier sind es 51 Prozent der Befragten, die an eine sichere Versorgung mit Medikamenten glauben, gefolgt von der Steiermark mit 49 Prozent sowie Kärnten und Oberösterreich mit je 48 Prozent und 46 Prozent in Tirol.

Wenig überraschend ist daher, dass ein deutlich überwiegender Teil der Gesamtbevölkerung – 86 Prozent der Österreicher:innen – die Herstellung von Medikamenten in Österreich als wichtig bzw. sehr wichtig einschätzt. Hier ist man sich über alle Bundesländer hinweg einig: Mit 90 Prozent der Befragten in der Steiermark und im Burgenland bis hin zu 83 Prozent der Befragten in Wien und Niederösterreich herrscht vom Bodensee bis zum Neusiedlersee Einigkeit, dass die heimische Medikamentenproduktion zentral für die medizinische Versorgung ist (Vorarlberg 89 Prozent; Salzburg 88 Prozent; Tirol, Kärnten, & Oberösterreich 87 Prozent).

In Oberösterreich ist man besonders gesund

Während die Mehrheit der Österreicher:innen (69 Prozent) sich gesundheitlich (sehr) gut fühlt, gibt es dennoch klare regionale Unterschiede: So bewerten sogar 78 Prozent der Oberösterreicher:innen ihren allgemeinen Gesundheitszustand als (sehr) gut und liegen damit deutlich über dem österreichweiten Wert.

Ähnlich gesund fühlt man sich in Tirol, Salzburg (jeweils 71 Prozent) und Wien (70 Prozent). Während sich in der Steiermark und Vorarlberg immerhin noch 67 Prozent in guter bzw. sehr guter gesundheitlicher Verfassung sehen, sind es in Kärnten (66 Prozent) und Niederösterreich (65 Prozent) leicht weniger. Mit lediglich 64 Prozent der Befragten ist das Burgenland hier das Schlusslicht bei der gesundheitlichen Verfassung der Bevölkerung.

Tirol: Unter zwei Drittel fühlen sich mental gesund

Anders schaut es bei der psychischen Gesundheit aus: Knapp 80 Prozent der Wienerinnen und Wiener fühlen sich mental (sehr) fit, das sind rund 10 Prozentpunkte mehr als der Wert fürs ganze Land. Auch im Burgenland (76 Prozent), Niederösterreich (74 Prozent) und Vorarlberg (72 Prozent) sind die Befragten im Gesamtvergleich psychisch überdurchschnittlich gesund. Mit rund zwei Drittel der Bevölkerung in guter beziehungsweise sehr guter mentaler Verfassung liegen die Steiermark, Oberösterreich (je 68 Prozent), Salzburg (66 Prozent) und Kärnten (65 Prozent) hier im Mittelfeld. Auffallend niedrig ist der Anteil jener, die sich mental gesund fühlen, allerdings in Tirol: Nur 58 Prozent der Befragten bewerten die eigene psychische Verfassung als sehr gut beziehungsweise gut.

Über 60-Jährige fühlen sich seelisch gesünder

Die psychische Gesundheit der Gesamtbevölkerung hat sich gegenüber den Vorjahren verbessert. Am besten schneiden hier die über 60-Jährigen ab: 80 Prozent bezeichnen ihren psychischen Gesundheitszustand als (sehr) gut. Bei den unter 30-Jährigen teilen nur 61 Prozent diese Einschätzung, 25 Prozent fühlen sich seelisch nur mittelmäßig gesund. 14 Prozent der Gen Z beurteilen ihren psychischen Zustand als schlecht oder sehr schlecht.

Medikamenteneinnahme: Ost-West-Gefälle

Die Bevölkerung wird immer älter, der Anteil der Menschen mit chronischen Erkrankungen nimmt laufend zu. Das spiegelt sich auch in der Medikamenteneinnahme wider. Die Hälfte der Gesamtbevölkerung nimmt täglich Medikamente ein. In 62 Prozent handelt es sich um verschreibungspflichtige Medikamente, in zehn Prozent der Fälle um rezeptfreie Arzneimittel. Knapp ein Drittel der Befragten nehmen beides ein.

Bei der Medikamenteneinnahme ist die Bundeshauptstadt Spitzenreiter: Hier sind es sogar 57 Prozent, dicht gefolgt vom nahen Niederösterreich und dem Burgenland mit 56 beziehungsweise 54 Prozent der Befragten, die täglich Medikamente einnehmen. Mit der Hälfte der Bewohner:innen liegen Vorarlberg, Salzburg und die Steiermark im Mittelfeld, knapp gefolgt von Tirol (45 Prozent) und Kärnten (42 Prozent).

Anders ist die Situation eindeutig in Oberösterreich, wo lediglich 35 Prozent der Befragten täglich Medikamente einnehmen und sogar 34 Prozent angeben, seltener als alle paar Monate oder nie Medikamente einzunehmen.

6 Prozent lesen Beipackzettel nie

Bei der Einnahme eines neu verschriebenen Arzneimittels geben sechs von zehn Österreicher:innen an, den Beipackzettel immer oder häufig durchzulesen. Sechs Prozent hingegen lesen diesen nie, 22 Prozent gelegentlich und 11 Prozent nur selten.

Salzburger:innen besonders zufrieden mit Gesundheitssystem

Während national betrachtet lediglich die Hälfte der Bevölkerung mit dem Gesundheitssystem zufrieden ist, sticht Salzburg hier klar heraus: Hier sind des fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent), die (sehr) zufrieden mit der gesundheitlichen Versorgung sind.

Danach folgen mit großem Abstand Kärnten (56 Prozent) und Wien (54 Prozent). Im Mittelfeld und somit nah am Österreichwert liegen die Steiermark (51 Prozent), Oberösterreich (49 Prozent), Tirol und das Burgenland (47 Prozent). Klare Schlusslichter sind Vorarlberg und Niederösterreich, wo nur 42 beziehungsweise 40 Prozent der Befragten zufrieden mit ihrer medizinischen Versorgung sind.

Vorarlberger:innen besorgt um Fairness

Mit Blick auf die kommenden Jahre zeigen sich vor allem die Befragten in Vorarlberg skeptisch. Während in Gesamtösterreich bereits nur 43 Prozent davon ausgehen, das auch in Zukunft der Zugang zum Gesundheitssystem für alle fair gestaltet wird, sind es im Ländle lediglich 27 Prozent, gefolgt von der Steiermark mit 34 Prozent.

Am optimistischen blickt man in Kärnten mit 51 Prozent in die Zukunft, gefolgt von Niederösterreich (48 Prozent) und Wien und Salzburg (je 45 Prozent). Ebenfalls unter dem österreichweiten Ergebnis und somit überdurchschnittlich besorgt um das heimische Gesundheitssystem ist man in Tirol (40 Prozent), Oberösterreich (38 Prozent) und im Burgenland (37 Prozent).

Wissenschaftsskepsis stärker am Land

Dem Austrian Health Bericht zufolge glaubt mehr als drei Viertel der österreichischen Bevölkerung an den Fortschritt der medizinischen Wissenschaft sowie die Wirksamkeit von Medikamenten. Auch beim Nutzen der Wissenschaft und Forschung  zeigen sich die Befragten positiv: zwei Drittel denken, dass die Wissenschaft der Gesellschaft mehr nutzt als schadet. Somit positioniert sich Österreich beim Vertrauen in die Wissenschaft im europäischen Mittelfeld.

Ältere Menschen vertrauen mehr auf die Wirksamkeit von Medikamenten, während das Vertrauen in den medizinische Fortschritt mit höherem Einkommen, höherer Bildung und positiver eigener gesundheitlicher Einschätzung zunimmt.

Sieben von zehn Befragten machen sich Sorgen über mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten, etwas mehr finden, dass Medikamente oft zu schnell verschrieben werden. Rund 30 Prozent geben an, generell nicht viel von Wissenschaft zu verstehen. Die Wissenschaftsskepsis ist in formal bildungsfernen Schichten und am Land stärker verbreitet.

OTS SANDOZ



Newsletter

Bleiben Sie stets informiert!