Paxlovid-Skandal auch in Deutschland


Redaktion

Aus einer offenen Packung Paxlovid ragen die Blister.
Auch in Bayern dürfte Paxlovid in großem Stil veruntreut worden sein.Mike Mareen/AdobeStock_487497836

Nicht nur in Österreich dürften illegale Apothekengeschäfte mit Paxlovid gemacht worden sein. Eine Apothekerin und ein Apothekenangestellter aus München stehen ebenfalls im Verdacht der Untreue und des unerlaubten Handels mit Paxlovid. Nach einer Großrazzia befinden sich die beiden wegen Fluchtgefahr jetzt in Haft. Insgesamt geht die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) von einem Schaden in Höhe von 2,6 Millionen Euro aus.

Vor wenigen Tagen wurden in München, Bamberg und Regensburg mehrere Objekte durchsucht. Insgesamt seien in mehreren Ermittlungsverfahren Haftbefehle und 16 Durchsuchungsbeschlüsse durchgesetzt worden. Laut ZKG sollen die Beschuldigten, zu denen auch Zwischenhändler gehören, 2023 bei mehreren Gelegenheiten das von der Bundesrepublik Deutschland zentral beschaffte Anti-Covid-19-Mittel Paxlovid bestellt haben, um es anschließend außerhalb des vorgegebenen Verteilungsmechanismus an Zwischenhändler auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

Der beschuldigten Apothekerin, einem Apothekenangestellten und den Zwischenhändlern werde nach gegenwärtigem Ermittlungsstand insbesondere Untreue und vorsätzlicher unerlaubter Großhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und das Betreiben eines Großhandels mit Arzneimitteln ohne die erforderliche Erlaubnis vorgeworfen.

Das im Januar 2022 neu zugelassene Mittel wurde auch in Deutschland zentral in großen Mengen beschafft, um es im Falle einer ärztlichen Verordnung den Patient:innen über die Apotheken kostenlos zur Verfügung zu stellen. Für die Abgabe erhielten Großhandel und Apotheken eine Aufwandsentschädigung aus Bundesmitteln. Eine Abrechnung über die Krankenkassen erfolgte nicht. Zuzahlungen waren durch die Patient:innen nicht aufzubringen.

Hohe Nachfrage aus China befeuerte Schwarzmarkt

Export und das Handeltreiben mit Paxlovid waren in Deutschland gesetzlich verboten. Im aktuellen Fall sollen die Beschuldigten insgesamt knapp 10.000 Packungen Paxlovid bestellt und es ohne Vorlage entsprechender Rezepte und ohne Großhandelserlaubnis gewinnbringend über ebenfalls beschuldigte Zwischenhändler ähnlich dem Fall in Österreich auf dem Schwarzmarkt vermutlich für die Verwendung in China weiterverkauft haben.

Anlass für die Einleitung des Ermittlungsverfahrens waren Mitteilungen des Bundesministeriums für Gesundheit, welches bei Prüfungen Auffälligkeiten feststellte. Bei der Razzia waren rund 100 Polizeibeamte und vier Staatsanwälte im Einsatz. Sichergestellt wurden Unterlagen sowie Datenträger, die nun ausgewertet werden müssen. Wann eine Anklage erhoben werden könne, sei noch unklar, so ein ZKG-Sprecher.

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