Chemische Industrie: Kein Verständnis für Streikdrohungen


Wer setzt sich am durch? Die Lohnverhandlungen gehen im Juni in die sechste Runde. AdobeStock_292378021/rangizzz

4,61% Lohnerhöhung seien zu wenig und lägen deutlich unter der Inflationsrate der letzten 12 Monate, argumentieren die Betriebsräte der chemischen Industrie nach der gescheiterten fünften Runde der Kollektivvertragsverhandlungen und drohen mit gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen. „Standortschädigend“ für die Arbeitgeberseite.

Untragbar sei darüber hinaus, dass der nächste Verhandlungstermin erst in drei Wochen angesetzt wurde. Heißt: drei Wochen warten auf eine Gehaltserhöhung. Betroffen sind insgesamt 50.000 Beschäftigte, 20.000 davon in der Pharmaindustrie.

Deshalb haben die Chefverhandler Alfred Artmäuer (PRO-GE) und Günther Gallistl (Gewerkschaft GPA) die Betriebsversammlungen einberufen, um über gewerkschaftliche Konsequenzen zu diskutieren.

„Wir können nur verteilen, was vorher von den Betrieben verdient wurde“.

Berthold Stöger, Chefverhandler der Arbeitgeber

Berthold Stöger, Arbeitgeber-Verhandlungsleiter im Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO), weist die Forderungen zurück. „Wir können nur verteilen, was vorher von den Betrieben verdient wurde“. Streikdrohungen würden allen Beteiligten in der ohnehin schon wirtschaftlich schwierigen Lage schaden.

Schließlich sei die Auftragslage nicht unbedingt zufriedenstellend. Nach einem Produktionsrückgang von 10,4 Prozent im Vorjahr sind die Auftragseingänge weiter rückläufig“, erinnert Berthold Stöger. Auch die Voraussagen der Wirtschaftsforscher – etwa die WIFO-Konjunkturprognose für 2024 und ’25 – sprechen von „Gegenwind“, der Österreichs Wirtschaft 2024.

Kein Verständnis herrscht auf Arbeitgeberseite, dass die Gewerkschaften in der fünften Runde ein neues, höheres Angebot der Wirtschaft zurückgewiesen und die heutigen Verhandlungen vorzeitig abgebrochen haben. Schließlich biete man einen sozial gestaffelten Abschluss mit einer Erhöhung von 5,8 Prozent für die Einkommen bis 4.000 Euro. Höhere Einkommen, die von der Teuerung weniger betroffen sind, bekämen eine etwas niedrigere prozentuelle Erhöhung.

Die Kollektivvertragsverhandlungen der chemischen Industrie werden am 6. Juni 2024 fortgesetzt.

APA/OTS



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