RPI Backstage: Die Rezeptretter in der Gehaltskasse


Astrid Janovsky

Rhehor stützt sein Kinn in die linke Hand und lächelt in die Kamera.
Politische Verhandlungen gehören für Rehor zum täglichen Geschäft. Die RPI hat ihm und seinem Team aber besonderen Einsatz abverlangt.privat

Die Wogen, die die RPI aufgeworfen hat, sind großteils geglättet – die Nachwehen der vermehrten Anfragen in der Pharmazeutischen Gehaltskasse aber immer noch spürbar. Abteilungsleiter Thomas Rehor gewährt einen Einblick hinter die Kulissen und erklärt, welche wichtigen Funktionen die Gehaltskasse (teilweise jenseits der öffentlichen Wahrnehmung) ausübt.

Erstmals am Horizont aufgetaucht sind Parallelimporte bereits in den 1990ern, weiß MMag. Dr. Thomas Rehor, Leiter der Abteilung für Rezeptverrechnung der Pharmazeutischen Gehaltskasse für Österreich: „Es gab immer ein Auf und Ab. Mal war es eine Aufregung, dann wieder eine ganze Zeit ruhig.“ Im Juli letzten Jahres lief dann die konfliktbehaftete Richtlinie RPI 2024 vom Stapel. Nachdem die dreimonatige Schonzeit verstrichen war, kam die Neuregelung mit geballter Wucht in der Apothekerschaft an. Weil sowohl Rezeptabrechnung als auch Retaxierung zentral über die Gehaltskasse laufen, schlug dort der Seismograph zuerst aus. „Im Oktober sind die Abzüge der Kassen exorbitant in die Höhe geschossen“, erinnert sich Rehor. „Da haben wir sofort Alarm geschlagen.“

Vor vollendete Tatsachen gestellt

Warum es überhaupt zu dieser für Apotheken unsäglichen Nullretaxierung kommen konnte, erklärt der Leiter der Rezeptabrechnung: „Wir wurden zu dieser Richtlinie überhaupt nicht befragt. Das hat der Dachverband einseitig beschlossen, die Kassen exekutierten und die Apotheken wurden vor vollendeten Tatsachen gestellt.“ Als die Retaxierungen durch die Decke gingen, wurde nachdrücklich verhandelt. „In ständigem Austausch mit dem Dachverband und den Kassen haben wir versucht, die stärksten Giftzähne für die Apotheken zu ziehen“, erinnert sich Rehor. „Was uns auch gelungen ist.“

Seit dem 1. Mai 2025 ist der Komplettabzug vom Tisch. Harte Verhandlungen sind der Lösung vorausgegangen, Webinare mit Rekord-Teilnehmerzahlen (1.600 Interessierte waren beim ersten Durchgang zugeschaltet, rund 1.100 beim zweiten) waren die Folge – in Summe viel Arbeit für Rehor und sein Team. Eine erhöhte Belastung war bereits ab Jänner spürbar. „Wir hatten ein extrem hohes Aufkommen an Anrufen“, erinnert sich Rehor, „Die Telefone sind heiß gelaufen.“ Oftmals mussten die Grundzüge der Expedition nochmals aus erster Hand erklärt werden – allen Kammerinfos zum Trotz. „Wir sind aber nicht nur die Klagemauer der Apothekerschaft. Wir versuchen, uns in die Apothekerinnen und Apotheker hineinzuversetzen“, erklärt der Fachmann, der selbst Apotheker (und promovierter Historiker) ist und daher Verständnis für die Situation hat.

Intervention direkt bei den Kassen

Nicht nur die Rezeptabrechnungsstelle der Gehaltskasse war im Zuge der Unsicherheit bezüglich der RPI 2024 gefordert. Auch bei der Rechtsabteilung der Apothekerammer hatten sich die Anfragen gehäuft. Dennoch landeten die Anfragen aber dann doch meist bei Rehor und seinem Team. Und die helfen gerne weiter – Angestellten wie Selbstständigen. „Wir sind gerne für alle da – und für alle Fragen rund um Expedition, Taxierung und die Rezeptabrechnung“, betont Rehor. Sein Wissen gibt er seit 20 Jahren auch gerne als Vortragender im Aspirantenkurs an die nächste Generation weiter.

Was sich in der ganzen Misere aber (wieder) gezeigt hat: Welchen Vorteil die Institution der Gehaltskasse bringt. Rehor spricht von einem gut eingeführten und robusten System. Nicht nur ist sie eine zentrale Stelle, die bei Verhandlungen gemeinsam mit der Apothekerkammer als starker Vertreter der Apotheken auftritt, man greift diesen auch finanziell unter die Arme. Der monatliche Taxerlöswird vorfinanziert und das Geld an die Apotheken überwiesen, noch ehe die Krankenkassen die Beträge an die Gehaltskasse auszahlen. Umgekehrt werden Abzüge erst bei einer der folgenden Abrechnungen berücksichtigt. Und da die Retaxierungen bei der Gehaltskasse eintreffen, ehe sie an die Apotheken weitergeleitet werden, erfolgt hier bereits eine stichprobenartige Prüfung, ob der Abzug überhaupt gerechtfertigt ist. In Einzelfällen wird direkt bei der Kasse interveniert, „damit wir eine für die Apotheke und damit auch für den Patienten gute Lösung erreichen können”, so Rehor. „Wir sind die Clearingstelle zwischen öffentlichen Apotheken und Sozialversicherungsträgern.”

Nächstes Projekt: Neuer Gesamtvertrag

Unter Rehors Ägide sind bereits viele Erleichterungen für die Apotheken bei der Rezeptabrechnung ausverhandelt worden: Von der einfachen Anerkennung der Grüne-Box-Arzneimittel auf Wahlarztrezepten über die Abwicklung der Kassenfusionen bis zur Einbindung von KFAs reicht sein Arbeitsprogramm. Derzeit stehen die Verhandlungen zu einem neuen Apothekergesamtvertrag, der unter anderem auf die legistische Verankerung des E-Rezepts abzielt, am Programm. „Wir werden auch weiterhin alle auftretenden Änderungen im Sinne der Apotheken gut abwickeln“, verspricht der Mann aus der Gehaltskasse und krempelt die Ärmel hoch.



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