Schuldzuweisungen bei Gratis-Impfstoffen


Redaktion

Symbolbild: Eine Frau im gelben Shirt zieht auf ihren Oberarm. Dort klebt ein Pflaster vom Impfen.
Die Ärztekammer spricht von einem Stillstand. Das Ministerium sieht dies nicht so.Jo Panuwat D/AdobeStock_473302401

Im Streit um die Engpässe beim Gratis-Impfprogramm für Erwachsene werfen sich Ärztekammer und Gesundheitsministerium gegenseitig Versäumnisse vor. Während die Ärztekammer einen „Stillstand“ kritisiert und von zu geringen Bestellmengen des Bundes spricht, weist das Ministerium dies entschieden zurück und betont, dass ausreichend Impfstoffe ausgeliefert wurden.

Ärztekammer: „Bund hat zu wenig Impfstoffe gekauft“

„Das diesjährige Gratis-Impfprogramm ist nach den großen Problemen in den vergangenen Wochen nun leider zum Stillstand gekommen“, schildert Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer. „Grippeimpfstoffe sind aktuell im Bestellshop nicht zu bekommen und auch die Impfstoffe gegen Pneumokokken und Gürtelrose sind derzeit im niedergelassenen Bereich nicht verfügbar“, kritisiert Wutscher. Der Grund sei ganz einfach: „Es können nur so viele Impfdosen verimpft werden, wie eingekauft wurden. Der Bund hat schlichtweg zu wenig Impfstoffe eingekauft beziehungsweise budgetiert. Vorwürfe, die Ärzteschaft hätte zu wenig bestellt, sind daher klar zurückzuweisen. Es konnte einfach nicht mehr bestellt werden“, unterstreicht Wutscher.

Ministerium weist Vorwürfe zurück

Das Gesundheitsministerium hat am Montag Vorwürfe zurückgewiesen, wonach zu wenig Impfstoffe gegen Gürtelrose, Pneumokokken oder Grippe bestellt worden seien. Das Gratis-Impfprogramm für Erwachsene sei zum Stillstand gekommen, hatte die Ärztekammer am Wochenende kritisiert. Maria Paulke-Korinek, Leiterin des Impfwesens im Ministerium, sagte im Ö1-Mittagsjournal dazu: „Das ist auf keinen Fall so.“

Ärztekammer: Bestellshop instabil

Dazu komme noch, dass der Bestellshop für die Impfstoffe immer noch extrem instabil ist und in den Ordinationen weiterhin für große Frustration und Zusatzbelastung sorgt, heißt es seitens des Ärztekammer. „Der Bestellvorgang gehört von Grund auf überarbeitet und verbessert. Aber das ist wie gesagt nicht die Ursache für den Impfstoff-Engpass“, stellt Wutscher klar.

Die ÖÄK sei aktuell jedenfalls im engen laufenden Abstimmungsprozess mit dem Gesundheitsministerium und der Österreichischen Gesundheitskasse zur Verbesserung von Bestell- und Auslieferungslogistik. „Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch“, erklärt Rudolf Schmitzberger, Leiter des ÖÄK-Impfreferates: „Bei den Impfungen gegen Pneumokokken und Gürtelrose müssen alle, die zu wenig Liefermenge oder im Extremfall gar keine Lieferung bekommen haben, bei der für Anfang Jänner zugesagten Neukontingentierung bevorzugt beliefert werden.“ Das sei wichtig für die Planungssicherheit, die besonders bei der aus zwei Impfungen bestehenden Gürtelrose-Impfung wesentlich sei. Zudem sollte für die nächste Influenza-Impfaktion eine garantierte Zuteilung – orientiert an der Bestellmenge der Vorsaison – organisiert werden, fordert Schmitzberger.

Ministerium: genug Zeit, zu wenig Dokumentation im E-Impfpass

„Wir haben große Mengen an Impfstoffen österreichweit ausgeliefert. Diese Impfstoffe sind momentan an impfenden Einrichtungen, genau dort, wo sie sein müssen, damit die Menschen in Österreich geimpft werden können“, so die Expertin. Man wisse aber, „dass teilweise noch ein offener Impfstoffbedarf besteht. Gleichzeitig sehen wir beispielsweise, es wurden 1,4 Millionen Influenza-Impfstoffe ausgeliefert, im E-Impfpass sind 810.000 Impfstoffe dokumentiert. Es wurden 170.000 Gürtelrose-Impfstoffe ausgeliefert, davon ist gerade mal ein Viertel im E-Impfpass dokumentiert“. Bei Pneumokokken sei die Lage ähnlich.

Die Influenza-Impfstoffe beispielsweise seien ab 1. September orderbar gewesen und noch bis Mitte November habe man bestellen können. „Also ich möchte schon betonen, die Kolleginnen und Kollegen hatten jetzt zehn Wochen Zeit, Impfstoffe zu bestellen“, so Paulke-Korinek. Einzelne Institutionen hätten auch zu viel angefordert.

Nachschub für Anfang 2026

Bei den seit November neuen Gratis-Impfungen – Pneumokokken und Gürtelrose – seien zuletzt Maximalbestelllimits eingezogen worden, um die Vakzine bestmöglich zu verteilen. Es seien 2400 Ärztinnen und Ärzte mit Gürtelrose-Impfstoffen beliefert worden und 2800 mit Pneumokokken-Impfstoffen. Das sei schon eine „große Anzahl“, erklärt das Ministerium. Anfang nächsten Jahres sollen in großem Stil die nächsten Gürtelrose- und Pneumokokken-Impfdosen-Lieferungen eintreffen.

APAMED



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