Das Alter, ab dem für Babys Beikost empfohlen wird, ist seit Jahrzehnten immer wieder Änderungen unterworfen. US-Studien haben nun gezeigt, dass Beikost, in der auch Allergene enthalten sind, die Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien bei Kindern deutlich senkt.
Demnach sind in den USA nach vor einigen Jahren veröffentlichten Empfehlungen zu einer früheren Gabe potenziell Allergie-auslösender Nahrungsmittel an Babys im Alter zwischen vier und elf Monaten, die Fälle von Nahrungsmittelallergien insgesamt und jene von Erdnuss-Allergien statistisch signifikant zurückgegangen. Das Deutsche Ärzteblatt hat die neuesten Ergebnisse jetzt zusammengefasst.
Die Vorgeschichte: 2016 wurde im „New England Journal of Medicine“ die sogenannte LEAP-Studie publiziert. „Sie hatte gezeigt, dass die regelmäßige Aufnahme von Erdnüssen im Alter von vier bis elf Monaten bei Kindern mit schwerer atopischer Dermatitis und/oder Eiallergie das Risiko einer Erdnussallergie bis zum Alter von fünf Jahren um mehr als 80 Prozent reduziert“, schrieb das Deutsche Ärzteblatt. Daraufhin gab es in den USA in mehreren Etappen neue Leitlinien für Baby-Beikost.
Beikost: Einführung von Allergenen
2021 empfahlen zuletzt mehrere Fachgesellschaften schließlich die Einführung von Erdnuss, Ei und weiteren Hauptallergenen im Rahmen der Beikost ab einem Alter von vier bis sechs Monaten, auch abhängig vom Allergierisiko. In den USA sind Erdnüsse bzw. Produkte aus Erdnüssen in vielen Nahrungsmitteln enthalten. Dort ist die Erdnussallergie weit verbreitet.
In der neuen Studie in der Fachzeitschrift „Pediatrics“ hat das Autorenteam um Stanislaw Gabryszewski vom Children’s Hospital of Philadelphia die Gesundheitsdaten von 125.000 Kindern im Alter bis zu drei Jahren untersucht: aus der Zeit vor den ersten neuen Empfehlungen (2012 bis 2014), nach den ersten Empfehlungen über frühere Beikost mit Allergenen (2015 bis 2017) und nach einer Ergänzung dieser Leitlinien aus dem Jahr 2017 (2017 bis 2019).
Rückgang der Nahrungsmittelallergien
„Die Auswertung zeigte, dass die Leitlinien zur frühen Einführung allergener Beikost tatsächlich mit einem Rückgang von Nahrungsmittelallergien einhergingen. Schon nach der ersten Empfehlung (2015), die sich an alle Hochrisikokinder richtete, sank die gesamte Häufigkeit einer Erdnuss-Allergie (über Immunglobulin E/IgE vermittelt) von 0,92 Prozent auf 0,67 Prozent. Auch die Häufigkeit jeglicher IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien nahm signifikant ab (von 1,98 Prozent auf 1,23 Prozent)“, hieß es im Deutschen Ärzteblatt.
Nach Einführung der neuen Leitlinien (2015 bis 2017) löste das Hühnerei die Erdnuss an der Spitze der am häufigsten dokumentierten Nahrungsmittelallergien ab. Während die kumulative Inzidenz der Eiallergie durch die Ernährungsinterventionen nicht signifikant zurückging, zeigte sich für die Kuhmilchallergie ein deutlicher und signifikanter Rückgang. Kuhmilch steht der Studie zufolge an dritter Stelle der häufigsten Nahrungsmittelallergien.
Größerer Effekt bei abgestufter Einführung der Allergene
Nach Veröffentlichung von noch einmal detaillierteren Empfehlungen über Allergene enthaltende Beikost (2017), die eine abgestufte Einführung abhängig vom individuellen Risiko vorsah, zeigte sich ein noch deutlicherer Effekt: Die Häufigkeit der Erdnussallergie sank auf 0,45 Prozent, die Rate jeglicher IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien auf 0,93 Prozent, so die Ärztezeitschrift. Kritiker hätten allerdings darauf hingewiesen, dass auch andere Faktoren zu dieser Entwicklung beigetragen haben könnten. Darunter wurde auch eine mittlerweile genauere Diagnostik von Nahrungsmittelallergien bei Kindern genannt. Das könnte ehemals häufiger vorkommende Überdiagnosen beseitigt haben.
APAMED
