Gemeinsam gegen die Depression ansingen


Redaktion

Symbolbild: eine Gruppe von Senioren und Seniorinnen singt gemeinsam. Sie halten ein Papier in der Hand und lesen die Noten ab.
Singen im Chor kann als nicht-medikamentöses Verfahren zur Reduktion von Depressionen und Angststörungen bei Älteren beitragen.Robert Kneschke/Robert Kneschke

Eine randomisierte Studie mit 200 älteren Menschen zeigt, dass gemeinsames Singen im Chor das Risiko für Depressionen und Angststörungen senken kann. Das gemeinsame Singen weist ähnliche Effekte auf wie Maßnahmen zu einer strukturierten Gesundheitsförderung. Besonders profitieren Personen mit einem erhöhten Risiko für kognitiven Abbau davon. Bereits frühere Studien beobachten schmerzreduzierende und stimmungsaufhellende Effekte.

Depressionen und Ängste gelten als Risikofaktoren für einen beschleunigten kognitiven Abbau im Alter. Die Forschenden untersuchten daher, inwieweit nicht-medikamentöse Maßnahmen diesem Prozess entgegenwirken können.

Bisher befassten sich nur wenige randomisierte kontrollierte Studien mit dem Effekt von Chorsingen bei älteren Menschen auf das Risiko für kognitiven Abbau und Demenz. Frühere Studien nutzten zudem passive Kontrollgruppen, wodurch den Studienautoren zufolge, unklar blieb, ob die positiven Effekte tatsächlich auf das Chorsingen zurückzuführen waren.

Singen im Chor oder Gesundheitsbildung?

Im Rahmen einer offenen, parallel geführten Studie wurden 200 eigenständig lebende ältere Menschen mit einem Risiko für kognitiven Abbau. Die Teilnehmenden waren selbstständig lebende ältere Erwachsene in Singapur im Alter von 60 Jahren und älter. Sie wurden aus einer laufenden größeren Studie rekrutiert und waren mit einer künftigen Kontaktaufnahme einverstanden.
 
Die Zuteilung erfolgte randomisiert entweder in eine Gruppe mit Chorsingen oder eine aktive Kontrollgruppe mit einem Programm zur Gesundheitsbildung. 
Beide Interventionen setzten sich über einen Zeitraum von zwei Jahren aus einstündigen Gruppensitzungen zusammen. Die Sitzungen fanden einmal pro Woche statt. Als sekundäre Endpunkte wurden das Auftreten von Depressionen und Angststörungen zu Beginn, nach einem Jahr und nach zwei Jahren definiert.

Verringerte Wahrscheinlichkeit für Depression

Die Teilnehmenden der Chorsingen-Gruppe wiesen im Vergleich zur Kontrollgruppe mit Gesundheitsbildung über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg ähnliche Rückgänge bei der Wahrscheinlichkeit für Depressionen und Angststörungen auf. Unterschiede zeigten sich lediglich im Verlauf der Verbesserung, nicht jedoch im Gesamtergebnis.

Kognitiver Abbau verlangsamt

Frühere Untersuchungen mit passiven Kontrollgruppen hatten dem Chorsingen teils deutliche Vorteile zugeschrieben. Die aktuellen Ergebnisse zeigen jedoch, dass sich Chorsingen und Gesundheitsbildung hinsichtlich ihrer Wirksamkeit kaum unterscheiden. Beide Maßnahmen tragen dazu bei, das Fortschreiten hin zu klinisch relevanten Depressionen und Angststörungen bei älteren Personen mit einem Risiko für kognitiven Abbau zu verlangsamen. Die Forscher:innen betonen außerdem, wie wichtig aktive Vergleichsgruppen in Studien zu nicht-medikamentösen Interventionen sind.
 

Frühere Studien: Deutliche Reduktion depressiver Symptome

Mehrere Studien haben in den vergangenen Jahren den Einfluss von gemeinschaftlichem Singen auf depressive Symptome untersucht – mit überwiegend positiven Ergebnissen.

In einer randomisierten kontrollierten Studie mit 40 älteren Erwachsenen zeigte sich, dass regelmäßiges Chorsingen die Depressionswerte signifikant senken kann. Nach zwölf Wochen wiesen die Teilnehmenden der Chorgruppe eine Reduktion der depressiven Symptome um rund 54 Prozent auf, während sich in der Kontrollgruppe keine nennenswerte Veränderung zeigte. Auch die Lebensqualität verbesserte sich messbar.

Eine systematische Übersichtsarbeit, die 13 Studien, darunter fünf randomisierte kontrollierte Untersuchungen, auswertete, kam zu dem Schluss, dass gemeinsames Singen „das Potenzial hat, Depression und Schmerz zu reduzieren“ und zugleich das soziale Wohlbefinden stärkt. Die Autor:innen betonten jedoch, dass die Evidenzlage noch begrenzt sei und weitere qualitativ hochwertige Studien nötig sind.

Weitere Beobachtungsstudien aus Großbritannien, Australien und Skandinavien fanden ebenfalls moderate bis deutliche Verbesserungen der Stimmung und eine Reduktion depressiver Symptome nach mehrmonatiger Teilnahme an Chorprogrammen. Besonders positiv fiel der Effekt in Gruppen mit hohem sozialem Zusammenhalt und regelmäßigen Auftritten auf.

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